a-e-p

22.08.2005, 12:07

Enklavensklaven

Ein quälend langweiliger Tag, fahles 1983 draußen vor der Tür, die Luft steht in dieser ereignislosen Zweithälfte der Sommerferien. Ich habe die Europakarte aus dem Diercke abgepaust, nur die Umrisse natürlich, und benutze den Atlas dann als Unterlage für meine Nachmittagsaktivität, meine Flucht aus der einsetzenden Pubertät.

Nach meinem Gutdünken teile ich das Abendland, geohistorische Tatsachen ignorierend, aufreizend neu auf. Beginnen wir im Nordwesten des Kontinents: Irland hat sich den Süden Englands bis knapp unterhalb der Londoner Stadtgrenze gesichert, dazu den Nordwestzipfel Frankreichs. Die Kanalinseln hingegen bleiben ein Teil Großbritanniens, das auch Nordirland vor den Einverleibungsgelüsten der Irländer (R. Völler) hat retten können. Bei den Shetlands bin ich noch unentschieden.

Sizilien, das ich erst kürzlich mit meinen Eltern bereist habe, hat sich vom italienischen Staat losgesagt, den Süden des Stiefels erobert und die einst spanischen Balearen im Handstreich genommen. Um seine Stellung im westlichen Mittelmeer zu festigen, hat Restitalien Sardinien zur Seefestung ausgebaut und trotz wütender französischer Proteste Korsika besetzt.

Frankreichs Drohgebärden wirken zunehmend lächerlich, hat es doch neben den bereits erwähnten Territorien beträchtliche Gebiete im Osten an den neuen Beneluxstaat sowie, versteht sich, das Elsass an Westdeutschland abtreten müssen. Erschwerend kommen die dänischen Enklaven im Bereich Toulouse hinzu.

Überhaupt, Dänemark: ganz Schleswig-Holstein und Nordniedersachsen haben die Seefahrer unterjocht und den Bewohnern ihre Sprache aufgezwungen, Hamburg ist erst kürzlich zur neuen Hauptstadt erklärt worden. Alles das ist freilich nur eine Folge der Annexion Odenses und Seelands durch DDR-Truppen, ebenfalls unter Einführung der Besatzersprache in den "neuen Seeterritorien".

Trackback URL:
https://derget.twoday.net/stories/917133/modTrackback

© 2005 by derget p. | online seit 7272 Tagen